Runde Jubiläen an der Wiener Romanistik
...5 / ...0 oder die Magie von so genannten „runden Geburtstagen“
Im Gedankenjahr der Zweiten Republik spielen mehrere Daten eine wichtige Rolle. 1945 – das Ende des Zweiten Weltkriegs, 1955 – Österreich ist frei, 1995 Österreich tritt der EU bei. Diese „runden Geburtstage“ haben zweifelsohne eine gewisse Anziehungskraft – ja, man/frau könnte sie sogar als „unwiderstehlich“ bezeichnen. Um sie herum wurde heuer ein wahres Feuerwerk an Events konzipiert. Von reinen Events und „Adabei“geschichten, über Kunstprojekte im öffentlichen Raum, die zum Nachdenken anregen sollen, bis hin zur kritischen Mahnung nicht in eine „Jubilitis“ zu verfallen (Christian Ehalt bei der Einleitung zu den „Wiener Vorlesungen“). Solche runden Geburtstage oder Jubiläen haben vielleicht auch etwas mit einem im kollektiven Gedächtnis sedimentierten und gut verschütteten Glauben an die Magie der Zahlen zu tun. Schließlich beschäftigt sich ein ganzer Zweig der Esoterik – die Nummerologie – ausschließlich damit die Schwingungen von Zahlen zu erkennen und daraus gewisse Charaktereigenschaften zu erkennen. Aber auch in der Wissenschaft und der Philosophie haben „Zahlenspiele“ eine gewisse Tradition. Pythagoras und seine Schüler suchten nach „einem unkörperlichen Prinzip, das alle Dinge erklären könne“. Sie sahen es in den Zahlen, die zugleich „sinnliche Bestimmungen und abstrakte Denkbestimmungen“ sind. Die Zahlenmystik des Pythagores wurde, so das Lexikon der Symbole, in der frühchristlichen Symbolik weitergeführt. Die Dreifaltigkeit, die 7 Todsünden, die 7 Sakramente, die 12 Apostel uvm. Aus der Kabbala kennen wir ebenfalls die Zahlensymbolik: Diese „jüdische Geheimlehre aus dem 9. bis 12. Jahrhundert“ (Störig) sähe beispielsweise in der 5 ein zentrales Moment. Sie verweise auf den Menschen und die Religion. In der Kabbala werden den Buchstaben Zahlenwerte zugewiesen und somit die Verbindungen von Wörtern untereinander zu erkennen. Dem hebräischen Buchstaben He kommt so die Zahl 5 zu. 5 sei die Zahl des Lebendigen (Endres/Schimmel, 1995; 120). Schon Schiller schreibt in Piccolomini (II,1): „Fünf ist / Des Menschen Seele. / Wie der Mensch aus Gutem / und Bösen gemischt, so ist Fünf / Die erste Zahl aus Grad’ und Ungerade.“ Weitere Interpretierungsversuche sind nicht uninteressant. In der Tat ist, wie Schiller schreibt, die aus einer Geraden und einer Ungeraden (2 + 3) zusammengesetzt, ohne selbst dabei teilbar zu sein. Sie sei auch so Endres und Schimmel weiter eine Zusammensetzung aus der weiblichen 2 und der männlichen 3. C. G. Jung sieht die 5 wieder als die Zahl des natürlichen Menschen. Die Fünf ist eine bedeutende Zahl, wenn auch nicht mit der gleichem Mystik behaftet, wie etwa die Sieben. Die Fünf ist auch in der Natur eines der beliebteren Ordnungspinzipien. 5 Blütenblätter sind keine Seltenheit, 5 Finger und 5 Zehen beim Menschen auch nicht. Weitere Assoziationen zur 5: Das Pentagramm mit all seiner mythischen Bedeutung. Dies nur als Stichworte: Es gibt sicherlich noch einiges zur Symbolik der 5 zu sagen.
Abgesehen von diesen „esoterischen“ Zahlenspielen ist der Umgang mit Zahlen allgemein kulturell verankert und auch verschiedenen „Betrachtungen“ unterworfen. In der westlichen Welt hat sich ein quantitativer Gebrauch eingestellt. Zahlen dienen der Auflistung, des Vergleiches, aufbauend auf dem mittlerweile dominierenden Dezimalsystem. Das Dutzend beispielsweise verliert als Messangabe an Bedeutung. Vielleicht erklärt auch besagte Dominanz des Dezimalsystems die Vorliebe für 5 und 0 bei Jubiläen. Interessant ist es gerade in der Zeitmessung. Eine Woche hat 7 Tage und in der Regel werden 5 davon gearbeitet. So haben wir gerade im Westen im Bedeutungsfeld „Zahl“ mit zwei Subsystemen zu tun. Zahlen gelten als trocken, rationell. Sie versinnbildlichen Präzision, an der es nichts zu deuten gibt. Sie sind das repräsentative Zeichensystem für so genannte exakte Wissenschaften oder „hard sciences“, wie es im englischen Sprachgebrauch heißt.
Ein qualitativer Umgang ist jedoch (abgesehen von der teilweise „irrationalen“ Betrachtungsweise der Religion, der Esoterik etc.) gerade bei Jubiläen nicht aus der Welt zu schaffen. Auch mögen wir bestimmte Zahlen mehr als andere. Und wenn eine Musikband „Five“ heißt oder „The Jackson Five“ oder Enid Blython ihre „5 Freunde“ zu Weltruhm im Kinderzimmer verhalf, während Chanel Nr. 5 sicher eines der bekanntesten Damenparfüms ist, das die Konsumwelt je gesehen hat, ist sicher, dass die Zahl „5“ bestens in der Alltagskultur verankert ist und über eine gewisse „magische“ Ausstrahlung hat, obwohl sich ihre Bedeutung viel weniger eindeutig festzulegen scheint als etwa die 7. Zumindest in der westlichen Welt. Nun zurück zu den Jubiläen.
Es ist allgemein bekannt, dass die Alma Mater ihren 640 Geburtstag begehen würde. Bei aller Zukunfts- und Standortdiskussion, vielleicht einmal eine willkommene Gelegenheit inne zu halten, sich von den Diskussionen um „Eliteuniversität“ u.ä. zu befreien und eine wenig zu schauen, was die Universität in der Vergangenheit war und wohin sie sich bewegte.
Auch das Institut für Romanistik könnte heuer eine wahre Flut an „runden Jubiläen“ begehen. So wurde mit der außerordentlichen Professur für Adolpho Mussafia das Institut 1860 im eigentlichen Sinn gegründet, auch wenn die ordentliche Professur aus dem Jahre 1867 stammt. Dem ersten Professor für Romanistik wurde diese Ehre zu Teil, ohne dass er ein akademisches Curriculum absolviert hatte. Er studierte zwar einige Semester Medizin benützte die Zeit jedoch im Wesentlichen um philologischen Studien nachzugehen. Selbiger Mussafia wurde indes 1835 geboren (also vor 170 Jahren) und starb 1905 – also vor genau 100 Jahren. Im gleichen Jahr erhielt er die Festschrift. Seine Schülerin Elise Richter steuerte die Bibliographie zu Mussafias Schriften bei. Einer der seltenen Fälle, dass eine Bibliographie einen Band einleitet und nicht verschämt an letzter Stelle ein stiefkindliches Dasein fristet. Selbige Elise Richter wurde eigentlich 1905 habilitiert. Sie hielt ihren Cälestinavortrag (Probevortrag) im selben Jahr, musste allerdings noch zwei Jahre auf die Venia Legendi warten. Und wenn wir schon bei den Geburtstagen sind: Elise Richter wurde am 02. März 1865 geboren. Also vor genau 140 Jahren. Und noch einmal Elise Richter. Der ehemalige Institutsvorstand Wolfgang Pollak versuchte 1980, unterstützt vom Institut für Judaistik, die Büste von Elise Richter im Arkadenhof aufstellen zu lassen. Vergebens. Auch nach 25 weiteren Jahren und einigen kleineren ehrenvollen Erwähnungen von Richter auf dem Gelände der Universität, ist ihr Einzug in den akademischen Pantheon alles andere als ein Thema. Aber weiter mit den Jubiläen: 1915 verließ der damalige „Star“ der Romanistik Wilhelm Meyer-Lübke den „Standort“ Wien und zog nach Bonn, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1936 sein akademisches Dasein im wahrsten Sinne des Wortes fristete. Er hatte die Kanzel 1890 übernommen und lehrte also 25 Jahre in Wien. Karl Ettmayer übernahm die Professur im selben Jahr und „leitete“ die Sprachwissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1938, ein Tod, den noch immer das Parfum des „Unerwarteten“ umweht. Alfred Wolfgang von Wurzbach wurde 1938 vom Institut entfernt und kehrte 1945 für genau 5 Jahre als ordentlicher Professor an sein angestammtes Institut zurück. Im gleichen Jahr kehrte ebenfalls Josef Brüch an das Institut zurück. Er hatte sich 1913 in Prag habilitiert. Seine Habil wurde – sie ahnen es – 1915 in Wien anerkannt. Georg Rabuse – aufgrund seiner Tätigkeit für das Deutsche Institut in Paris während des Nationalsozialismus auch nicht gerade eine unbelastete Figur am Institut, kommt 1965 als ordentlicher Professor. Der bereits erwähnte Wolfgang Pollak wurde als Halbjude während des Nationalsozialismus von seinem Studium ausgeschlossen. Er wurde nicht nur 1915 geboren, er übernahm 1970 die ordentliche Professur, blieb auf dem Lehrstuhl zwischen 1970 und 1985 und verstarb 1995. Also eine wahre Kette von 5. Georg Kremnitz, einer der aktuellen ordentlichen Professoren am Institut, ist Jahrgang 1945 und feiert heuer seinen 60 Geburtstag.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch bei so vielen Jubiläen macht sich doch etwas Neugierde breit, durch welchen „Zufall“ derartige viele Jubiläen gerade am Institut der Romanstik zum Tragen kommen. Der Spekulation sind Tür und Tor geöffnet.
Bibliografie:
Literatur: Tanzmeister, Robert (Hrgb). Zeichen des Widersprichs. Kritische Beiträge zur Geschichte der Wiener Romanistik. Wien: ISSS, 2002.
Institut für Romanistik an der Universität Wien: http://www.univie.ac.at/Romanistik
Störig, Hans Joachim: Kleiner Weltgeschichte der Philosophie. Frankfurt am Main: FTB 1995.
Bauer, Dümotz, Golowin: Lexikon der Symbole. Myhten, Symbole und Zeichen in Kultur, Religion, Kunst und Alltag. München: Wilhelm Heyne. 16. Auflage, 2001.
Endres, Carl Franz und Schimmel, Annemarie: Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich. München: Eugen Diederichs Verlag, 1995.
Beitrag von: Thierry Elsen
Im Gedankenjahr der Zweiten Republik spielen mehrere Daten eine wichtige Rolle. 1945 – das Ende des Zweiten Weltkriegs, 1955 – Österreich ist frei, 1995 Österreich tritt der EU bei. Diese „runden Geburtstage“ haben zweifelsohne eine gewisse Anziehungskraft – ja, man/frau könnte sie sogar als „unwiderstehlich“ bezeichnen. Um sie herum wurde heuer ein wahres Feuerwerk an Events konzipiert. Von reinen Events und „Adabei“geschichten, über Kunstprojekte im öffentlichen Raum, die zum Nachdenken anregen sollen, bis hin zur kritischen Mahnung nicht in eine „Jubilitis“ zu verfallen (Christian Ehalt bei der Einleitung zu den „Wiener Vorlesungen“). Solche runden Geburtstage oder Jubiläen haben vielleicht auch etwas mit einem im kollektiven Gedächtnis sedimentierten und gut verschütteten Glauben an die Magie der Zahlen zu tun. Schließlich beschäftigt sich ein ganzer Zweig der Esoterik – die Nummerologie – ausschließlich damit die Schwingungen von Zahlen zu erkennen und daraus gewisse Charaktereigenschaften zu erkennen. Aber auch in der Wissenschaft und der Philosophie haben „Zahlenspiele“ eine gewisse Tradition. Pythagoras und seine Schüler suchten nach „einem unkörperlichen Prinzip, das alle Dinge erklären könne“. Sie sahen es in den Zahlen, die zugleich „sinnliche Bestimmungen und abstrakte Denkbestimmungen“ sind. Die Zahlenmystik des Pythagores wurde, so das Lexikon der Symbole, in der frühchristlichen Symbolik weitergeführt. Die Dreifaltigkeit, die 7 Todsünden, die 7 Sakramente, die 12 Apostel uvm. Aus der Kabbala kennen wir ebenfalls die Zahlensymbolik: Diese „jüdische Geheimlehre aus dem 9. bis 12. Jahrhundert“ (Störig) sähe beispielsweise in der 5 ein zentrales Moment. Sie verweise auf den Menschen und die Religion. In der Kabbala werden den Buchstaben Zahlenwerte zugewiesen und somit die Verbindungen von Wörtern untereinander zu erkennen. Dem hebräischen Buchstaben He kommt so die Zahl 5 zu. 5 sei die Zahl des Lebendigen (Endres/Schimmel, 1995; 120). Schon Schiller schreibt in Piccolomini (II,1): „Fünf ist / Des Menschen Seele. / Wie der Mensch aus Gutem / und Bösen gemischt, so ist Fünf / Die erste Zahl aus Grad’ und Ungerade.“ Weitere Interpretierungsversuche sind nicht uninteressant. In der Tat ist, wie Schiller schreibt, die aus einer Geraden und einer Ungeraden (2 + 3) zusammengesetzt, ohne selbst dabei teilbar zu sein. Sie sei auch so Endres und Schimmel weiter eine Zusammensetzung aus der weiblichen 2 und der männlichen 3. C. G. Jung sieht die 5 wieder als die Zahl des natürlichen Menschen. Die Fünf ist eine bedeutende Zahl, wenn auch nicht mit der gleichem Mystik behaftet, wie etwa die Sieben. Die Fünf ist auch in der Natur eines der beliebteren Ordnungspinzipien. 5 Blütenblätter sind keine Seltenheit, 5 Finger und 5 Zehen beim Menschen auch nicht. Weitere Assoziationen zur 5: Das Pentagramm mit all seiner mythischen Bedeutung. Dies nur als Stichworte: Es gibt sicherlich noch einiges zur Symbolik der 5 zu sagen.
Abgesehen von diesen „esoterischen“ Zahlenspielen ist der Umgang mit Zahlen allgemein kulturell verankert und auch verschiedenen „Betrachtungen“ unterworfen. In der westlichen Welt hat sich ein quantitativer Gebrauch eingestellt. Zahlen dienen der Auflistung, des Vergleiches, aufbauend auf dem mittlerweile dominierenden Dezimalsystem. Das Dutzend beispielsweise verliert als Messangabe an Bedeutung. Vielleicht erklärt auch besagte Dominanz des Dezimalsystems die Vorliebe für 5 und 0 bei Jubiläen. Interessant ist es gerade in der Zeitmessung. Eine Woche hat 7 Tage und in der Regel werden 5 davon gearbeitet. So haben wir gerade im Westen im Bedeutungsfeld „Zahl“ mit zwei Subsystemen zu tun. Zahlen gelten als trocken, rationell. Sie versinnbildlichen Präzision, an der es nichts zu deuten gibt. Sie sind das repräsentative Zeichensystem für so genannte exakte Wissenschaften oder „hard sciences“, wie es im englischen Sprachgebrauch heißt.
Ein qualitativer Umgang ist jedoch (abgesehen von der teilweise „irrationalen“ Betrachtungsweise der Religion, der Esoterik etc.) gerade bei Jubiläen nicht aus der Welt zu schaffen. Auch mögen wir bestimmte Zahlen mehr als andere. Und wenn eine Musikband „Five“ heißt oder „The Jackson Five“ oder Enid Blython ihre „5 Freunde“ zu Weltruhm im Kinderzimmer verhalf, während Chanel Nr. 5 sicher eines der bekanntesten Damenparfüms ist, das die Konsumwelt je gesehen hat, ist sicher, dass die Zahl „5“ bestens in der Alltagskultur verankert ist und über eine gewisse „magische“ Ausstrahlung hat, obwohl sich ihre Bedeutung viel weniger eindeutig festzulegen scheint als etwa die 7. Zumindest in der westlichen Welt. Nun zurück zu den Jubiläen.
Es ist allgemein bekannt, dass die Alma Mater ihren 640 Geburtstag begehen würde. Bei aller Zukunfts- und Standortdiskussion, vielleicht einmal eine willkommene Gelegenheit inne zu halten, sich von den Diskussionen um „Eliteuniversität“ u.ä. zu befreien und eine wenig zu schauen, was die Universität in der Vergangenheit war und wohin sie sich bewegte.
Auch das Institut für Romanistik könnte heuer eine wahre Flut an „runden Jubiläen“ begehen. So wurde mit der außerordentlichen Professur für Adolpho Mussafia das Institut 1860 im eigentlichen Sinn gegründet, auch wenn die ordentliche Professur aus dem Jahre 1867 stammt. Dem ersten Professor für Romanistik wurde diese Ehre zu Teil, ohne dass er ein akademisches Curriculum absolviert hatte. Er studierte zwar einige Semester Medizin benützte die Zeit jedoch im Wesentlichen um philologischen Studien nachzugehen. Selbiger Mussafia wurde indes 1835 geboren (also vor 170 Jahren) und starb 1905 – also vor genau 100 Jahren. Im gleichen Jahr erhielt er die Festschrift. Seine Schülerin Elise Richter steuerte die Bibliographie zu Mussafias Schriften bei. Einer der seltenen Fälle, dass eine Bibliographie einen Band einleitet und nicht verschämt an letzter Stelle ein stiefkindliches Dasein fristet. Selbige Elise Richter wurde eigentlich 1905 habilitiert. Sie hielt ihren Cälestinavortrag (Probevortrag) im selben Jahr, musste allerdings noch zwei Jahre auf die Venia Legendi warten. Und wenn wir schon bei den Geburtstagen sind: Elise Richter wurde am 02. März 1865 geboren. Also vor genau 140 Jahren. Und noch einmal Elise Richter. Der ehemalige Institutsvorstand Wolfgang Pollak versuchte 1980, unterstützt vom Institut für Judaistik, die Büste von Elise Richter im Arkadenhof aufstellen zu lassen. Vergebens. Auch nach 25 weiteren Jahren und einigen kleineren ehrenvollen Erwähnungen von Richter auf dem Gelände der Universität, ist ihr Einzug in den akademischen Pantheon alles andere als ein Thema. Aber weiter mit den Jubiläen: 1915 verließ der damalige „Star“ der Romanistik Wilhelm Meyer-Lübke den „Standort“ Wien und zog nach Bonn, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1936 sein akademisches Dasein im wahrsten Sinne des Wortes fristete. Er hatte die Kanzel 1890 übernommen und lehrte also 25 Jahre in Wien. Karl Ettmayer übernahm die Professur im selben Jahr und „leitete“ die Sprachwissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1938, ein Tod, den noch immer das Parfum des „Unerwarteten“ umweht. Alfred Wolfgang von Wurzbach wurde 1938 vom Institut entfernt und kehrte 1945 für genau 5 Jahre als ordentlicher Professor an sein angestammtes Institut zurück. Im gleichen Jahr kehrte ebenfalls Josef Brüch an das Institut zurück. Er hatte sich 1913 in Prag habilitiert. Seine Habil wurde – sie ahnen es – 1915 in Wien anerkannt. Georg Rabuse – aufgrund seiner Tätigkeit für das Deutsche Institut in Paris während des Nationalsozialismus auch nicht gerade eine unbelastete Figur am Institut, kommt 1965 als ordentlicher Professor. Der bereits erwähnte Wolfgang Pollak wurde als Halbjude während des Nationalsozialismus von seinem Studium ausgeschlossen. Er wurde nicht nur 1915 geboren, er übernahm 1970 die ordentliche Professur, blieb auf dem Lehrstuhl zwischen 1970 und 1985 und verstarb 1995. Also eine wahre Kette von 5. Georg Kremnitz, einer der aktuellen ordentlichen Professoren am Institut, ist Jahrgang 1945 und feiert heuer seinen 60 Geburtstag.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch bei so vielen Jubiläen macht sich doch etwas Neugierde breit, durch welchen „Zufall“ derartige viele Jubiläen gerade am Institut der Romanstik zum Tragen kommen. Der Spekulation sind Tür und Tor geöffnet.
Bibliografie:
Literatur: Tanzmeister, Robert (Hrgb). Zeichen des Widersprichs. Kritische Beiträge zur Geschichte der Wiener Romanistik. Wien: ISSS, 2002.
Institut für Romanistik an der Universität Wien: http://www.univie.ac.at/Romanistik
Störig, Hans Joachim: Kleiner Weltgeschichte der Philosophie. Frankfurt am Main: FTB 1995.
Bauer, Dümotz, Golowin: Lexikon der Symbole. Myhten, Symbole und Zeichen in Kultur, Religion, Kunst und Alltag. München: Wilhelm Heyne. 16. Auflage, 2001.
Endres, Carl Franz und Schimmel, Annemarie: Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich. München: Eugen Diederichs Verlag, 1995.
Beitrag von: Thierry Elsen
richter - 9. Apr, 10:01